In Personal

Manchmal läuft es einfach nicht…

Das ganze Jahr über habe ich auf sie gewartet. Nicht besonders sehnsüchtig, das gebe ich zu. Es ging mir gut ohne sie, viel zu gut. Es musste doch einen Haken an der Sache geben. So gut es mir auch ging, so sehr ich mein Leben genießen konnte, im Hinterkopf war immer diese Angst, dass sie mich doch noch heimsuchen würde. Und plötzlich, an meinem Geburtstag, stand sie vor der Tür, grinste mich fies an und nistete sich auf unbestimmte Zeit bei mir ein. Meine Pechsträhne.

Ich habe das letzte Lebensjahr wunderbar beendet, durfte mit lieben Freunden und meiner tollen Familie feiern und freute mich auf ein weiteres gutes Jahr. Den Abend meines Geburtstags verbrachte ich mit meiner Mama im Casino – und hier begann mein Pech, mir auf die Schliche zu kommen. Ich hatte kein gutes Händchen beim Roulette und auch beim Black Jack, wo ich normalerweise ziemlich gut bin, verlor ich innerhalb weniger Sekunden. Ich konnte darüber lachen. Ist ja nur ein Spiel. Doch es sollte kein Spiel bleiben, sondern der Anfang einer richtig schlechten Phase werden.

Ich möchte gar nicht zu sehr ausschweifen. Mir wurde ein bisschen das Herz gebrochen, ich durfte feststellen, dass ich vielen Menschen, die mir eigentlich wichtig waren, scheißegal bin und um das Ganze noch zu toppen, habe ich auf der Straße sehnsuchtsvoll den Boden geküsst, mir das gesamte Knie aufgeschlagen und ein Loch in meine gerade neu gekaufte Hose gerissen. Nun steht mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Trauerfall in der Familie bevor.

Ich hatte Tage, an denen lag ich nur noch im Bett und konnte mich nur zum Aufstehen aufraffen, um aufs Klo zu gehen oder eine Zigarette zu rauchen. Ich rauche eigentlich nur in Gesellschaft oder wenn es mir wirklich mies geht – und ich habe das ganze Jahr über nicht mal annähernd so viel auf einmal geraucht. Essen konnte ich nur, wenn ich schon das Gefühl hatte, gleich zusammenzuklappen, weil ich sonst einfach nichts runterbrachte.

„Schicksalsschläge sind feige. Sie kommen immer im Rudel“, hat Hugo von Club der roten Bänder so schön gesagt. Und auch, wenn die Situation mit der Hose bei weitem kein Schicksalsschlag war, kann ich nicht anders, als ihm zuzustimmen. Gerade prasselt alles von allen Seiten auf mich ein und macht es mir schwer, überhaupt geradeaus zu sehen.

Bis auf ein paar Ausnahmen verlief das ganze Jahr wirklich gut bei mir. Ich habe einen Job gefunden, der mir Spaß macht, bin in meine eigene Wohnung gezogen, habe viel gelernt und endlich mit dem Boxen angefangen, was schon so ewig auf meiner To-Do-Liste stand. Und doch lebte ich ständig in Angst. Ich fragte mich, wo der Haken an der Geschichte war. Womit konnte ich ein solches Glück verdient haben? Musste sich das nicht wieder irgendwie ausgleichen?

Es musste, und es hat.

Ich glaube fest daran, dass das Leben ein einziger Balanceakt ist. Auf die guten Zeiten müssen wieder schlechte folgen, um die guten überhaupt würdigen zu können. Und wenn diese schlechte Phase vorbei ist, dann schwöre ich, ich werde die gute, die hoffentlich bald folgt, behüten als wäre sie mein Erstgeborenes – oder mein Handy, kommt aufs Gleiche raus.

 

Eure Julie,

Die mit dem roten Lippenstift

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1 Comment

  1. zillibus
    6 Jahren ago

    Das Leben ist eine fiese endloskette aus sehr vielen Sinuskurven.
    Die Ausschläge werden allerdings immer größer. Du kannst nix festhalten, aber genießen.

    Jetzt ist die beste Zeit deines Lebens, nie den Kopf hängen lassen, sonst fällt die Krone herunter…

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