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5 Survival-Tipps für lange Zugfahrten

Wer häufiger lange Strecken mit dem Zug zurücklegt, weiß, dass das nicht immer das bequemste Unterfangen ist. Ich selbst pendle seit über einem halben Jahr regelmäßig zwischen Wien und Innsbruck hin und her. So kommen in einer Woche schon mal neun im Zug verbrachte Stunden zusammen – einige Mordgedanken inklusive. Ein Gutes hat es aber wie immer auch: Ich kann nun auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückblicken und euch meine 5 besten Survival-Tipps für lange Zugfahrten verraten.

Schalldichte Kopfhörer

Eine alte Volksweisheit besagt, dass Wien total schön wäre, wenn da nur nicht die Wiener wären. Sehr ähnlich verhält es sich mit dem Zugfahren. Eigentlich wäre es ja ur-chillig, wenn da nicht immer diese deppaten Leute wären, die sich im selben Waggon aufhalten. Schulklassen, johlende Fußballfans, schwerhörige Pensionisten oder saufende Junggesellinnenabschiedsgruppen – ich habe sie alle erlebt und ärgere mich immer wieder über diesen Mangel an Schamgefühl.

Und als ich einmal auf dem Vierersitz neben mir vier nette Herrschaften sitzen hatte, die in den zwei Stunden von Salzburg nach Innsbruck hochgerechnet vielleicht zehn Sekunden lang die Fresse gehalten haben, habe ich eine der besten Investitionen meines Lebens getätigt: Meine geliebten Noise-Cancelling Kopfhörer*. Sie blenden zwar nicht alle Gespräche komplett aus, aber sie machen sie deutlich erträglicher und sind so bequem, dass ich sie vier Stunden lang durchgehend ohne Probleme tragen kann. Nie mehr ohne!

 

Polster und Decke

Ich traue mich, die These aufzustellen, dass der Typ, der die Economy Class des ÖBB Railjets konzipiert hat, selbst nie darin unterwegs ist. Man hat sich nämlich alle Mühe gegeben, den Reisenden die Fahrt so unbequem wie möglich zu machen. Fußstützen gibt’s keine und auch die Armlehnen an den Fenstern kann man nicht hochklappen, sodass man sich seitlich hinsetzen könnte.

(Kleine Anekdote am Rande, weil sie gerade so schön zum Thema passt: Das Problem mit den Armlehnen habe ich der ÖBB bereits vorgetragen. Die Antwort: „Klappbare Armlehnen dienen dazu, dass unsere KundInnen leichter zu den Sitzen gelangen können. Dies ist am Fenster nicht notwendig“ – wörtliches Zitat aus der E-Mail. Ich will ja nichts sagen – aber in der ersten Klasse funktioniert’s.)

Wenn ihr also eine Fahrt in der zweiten Klasse plant, nehmt euch genügend Polster mit. Am besten packt ihr auch gleich eine Decke dazu ein. Wenn ihr euch in Wien ein Eis kauft, es mit in den Railjet nehmt und es erst in Innsbruck auspackt, ist es nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit immer noch gefroren.

 

Knoblauch. Viel Knoblauch.

Wenn ihr meinen Artikel zu den meistgehassten Öffi-Fahrern gelesen habt, kennt ihr bereits unseren allseits geliebten Kebapmann. Das ist der Typ, der mit einem stinkenden Kebap (alternativ auch einer Pizza, Asia-Nudeln oder einer Leberkässemmel) den Waggon betritt und damit sein Odeur verströmt. Hmm, gschmackig!

Na, würdet ihr in Versuchung kommen, euch neben diesen Typen zu setzen, wenn es sich irgendwie vermeiden ließe? Wahrscheinlich nicht. Gerade für Alleinreisende ist daher mein Top-Tipp: Esst viel Knoblauch oder nehmt euch stinkendes Essen mit in den Zug. Ist zwar für die anderen Anwesenden ein wenig assi, aber dafür habt ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit den Platz für euch, weil sich jeder vor euch ekelt.

 

Der Kopflaus-Trick

Wo wir gerade bei ekelhaften Dingen sind, habe ich noch einen weiteren Top-Tipp für euch, um euch ein bisschen mehr Platz im Zug zu verschaffen. Sobald sich jemand neben euch setzt, wartet erst mal ein paar Minuten ab, holt dann unauffällig euer Handy raus und ruft eine eingeweihte Person (oder eine, die sich nicht über seltsame Gesprächsthemen wundert) an. Habt ihr diese Person am Apparat, werft alle Hemmungen über Bord und erzählt laut und deutlich von euren Ekel-Problemen.

Das könnte zum Beispiel so aussehen: „Hallo Oma! Das ist aber lieb, dass du fragst! Ja, ich war gerade gestern mal wieder beim Arzt wegen meines Bandwurms. Leider bin ich ihn immer noch nicht los, der quält mich schon sehr lang. Ansteckend ist er auch noch, aber zumindest bin ich die Läuse halbwegs los.“ Und dann kratzt ihr euch noch demonstrativ am Kopf. Solange euer Nebenmann der deutschen Sprache mächtig ist und sich nicht gerade in voller Lautstärke Metallica aufs Trommelfell knallt, sollte ihn das sehr schnell verschrecken. Wer hat schon Lust auf Bandwürmer? (Macht bitte nicht den Fehler, Bandwürmer zu googeln. Sie sind richtig eklig!)

 

Der Psycho-Trick

Wenn eure Bandwurm-Erzählungen nicht fruchten oder euch heute einfach nicht danach ist, habe ich noch eine ebenfalls sehr gut funktionierende Alternative für euch. Mit ein paar einfachen, harmlosen Tricks kann man seinen Nebenmann ganz effektiv ein wenig verschrecken.

Manchmal hilft es schon, ihn einfach unentwegt anzustarren, so wenig wie möglich zu blinzeln und auch den Blick nicht abzuwenden, wenn er euch in die Augen sieht. Irritiert man seinen Nebenmann damit noch nicht genug, um ihn zum Gehen zu bewegen, kann man das Spiel auch noch ein bisschen weiterspielen. Manche Menschen fragen einen sehr direkt, warum man sie so anstarrt. Und wenn ihr es daraufhin hinkriegt, ohne zu lachen mit überraschter, erschrockener Miene: „Oh mein Gott, Sie können mich sehen?“ zu sagen, solltet ihr gewonnen haben.

Hin und wieder funktioniert es auch gut, immer wieder mal grundlos hysterisch loszulachen und mit imaginären Freunden zu sprechen. Glaubt mir, niemand will neben einem Psycho sitzen und die Leute werden schnell das Weite suchen.

 

So, das waren sie, meine glorreichen Survival-Tipps für lange Zugfahrten. Sie sind alle geprüft und für gut befunden worden. Die Reichen unter uns können sich den ganzen Stress ersparen, indem sie sich ein Upgrade für die erste Klasse gönnen. Oder einfach mit dem Privatjet fliegen.

 

Eure Julie,

Die mit dem roten Lippenstift

 

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