In Column

Mein Uterus ist meine Sache

Ja, ich weiß, ich habe mich bereits sehr deutlich dazu geäußert, dass ich keine Kinder bekommen möchte. Und wie ich an einigen Reaktionen gemerkt habe, geht es auch vielen anderen Frauen so. Da Verhütungsmittel nicht immer das halten, was sie versprechen, greifen einige Frauen auf Abtreibungen zurück. Und auch hier wird kritisiert und ich frage mich: Warum?

Liebe Abtreibungsgegner/innen – ich gendere normalerweise nicht, weil ich mich als Frau sehr wohl angesprochen fühle, wenn jemand von Studenten spricht, aber in diesem Fall ist es durchaus beabsichtigt. Ich verstehe nämlich bei beiden Seiten nicht, wie man sich so gegen ein Recht, das sich Frauen hart erkämpfen mussten, einsetzen kann, dass man dafür sogar auf die Straße geht, um zu protestieren. Was interessiert euch der Uterus einer anderen Frau? Warum tangiert euch das überhaupt?

Pro-Life?

Diese Abtreibungsgegner/innen sagen, sie seien für das Leben. Pro-Life nennen sie sich gerne. Ja, aber hat denn die Mutter kein Leben? Ist das Leben der Frau, die ein Kind austragen muss, weniger wichtig als das des kleinen Dinges, das in ihrem Bauch heranwächst und wahrscheinlich noch nicht mal besonders viel fühlt? Wenn eine Frau durch eine Vergewaltigung schwanger wird, das Kind sie körperlich und psychisch kaputtmacht oder das Kind behindert ist, warum soll sie dann gezwungen werden, es auszutragen? Oder wenn sie einfach kein Kind möchte und ihr klar ist, dass sie es niemals so lieben könnte, wie es sich für eine Mutter eigentlich gehört, soll sie dann auch gezwungen werden, es auf die Welt zu bringen, auch wenn es ihr eigenes Leben zerstören würde?

Als Frau verstehe ich persönlich nicht, wie manche meiner eigenen Geschlechtsgenossinnen sich so vehement gegen ein Frauenrecht aussprechen können. Stellt euch doch mal vor, ihr könntet in eine Situation kommen, in der ihr euch der Herausforderung, ein Kind auszutragen, nicht gewachsen fühlt, aus welchen Gründen auch immer. Klar, ihr müsst nicht abtreiben, wenn ihr es nicht wollt. Niemand zwingt euch. Aber wäre es nicht beruhigend, zu wissen, dass ihr zumindest diese Möglichkeit hättet? Dass ihr nicht gezwungen wärt, dieses Kind auszutragen?

Was mischt ihr Männer euch ein?

Donald Trump hat sich schon vor Ewigkeiten dafür ausgesprochen, dass Frauen nicht mehr abtreiben dürfen – mit der Zustimmung zahlreicher anderer Männer. Das macht mich so wütend, dass ich diese Sätze richtig in die Tasten hämmere. Denn was nehmen sich diese Männer eigentlich heraus? Es ist immer leicht, über andere zu urteilen, wenn man nicht in ihrer Situation steckt – und in diesem Fall auch niemals in diese Lage geraten KANN! Männer haben es hier ja leicht, sie können sich einfach aus dem Staub machen, wenn sie das Kind nicht wollen, und müssen höchstens Alimente zahlen. Welches Recht haben also Männer, Frauen ein solches Recht abzusprechen? Männer haben in so einer Situation absolut keinen Grund, sich einzumischen – Mitspracherecht hat höchstens der Vater des Kindes, aber doch kein fremder Mann!

Ein Verbot von Abtreibungen hat noch nie zu einer niedrigeren Abtreibungsrate geführt – es steigt nur die Dunkelziffer. So legen sich Frauen in dreckigen Hinterzimmern unters Messer und bezahlen für die Abtreibung eventuell noch mit Krankheiten oder sogar mit dem Leben. Und dagegen sagen die ach so heiligen Pro-Life-Unterstützer nichts? Stimmt, die Frau ist ja selbst schuld, sie hätte das Kind, das sie nicht will, halt einfach austragen müssen.

Austragen, oder nicht?

Das Thema Abtreibungen spaltet seit jeher die Gesellschaft und ich verstehe nicht, warum. Wer dagegen ist, dass Kinder abgetrieben werden, der soll einfach im Falle eines Falles keinen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen und für sich selbst diese Entscheidung treffen. Wenn jemand sich dazu entscheidet, ein Kind trotz widriger Umstände oder unter Gefahr für das eigene Leben zu bekommen, hat diejenige meinen größten Respekt verdient. Aber mein Uterus ist meine Sache und wenn ich einmal trotz Goldspirale schwanger werden sollte und ich mich der Herausforderung, die ein Kind zweifellos darstellt, nicht gewachsen fühle, würde ich den Schritt einer Abtreibung selbstverständlich auch erwägen und mich nicht von jemandem davon abbringen lassen, der „Entscheidungen für das Leben“ propagiert und sich dabei aber null um meines schert.

Nicht die Frauen, die abtreiben, sollten sich schämen. Sondern die Menschen, die es ihnen verbieten wollen oder mit dem Finger auf sie zeigen und sie als Mörderin beschimpfen.

Eure Julie,

Die mit dem roten Lippenstift

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Posted on 11. Februar 2017

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20 Comments

  1. Carina
    7 Jahren ago

    Hallo Julie,

    ich kann mich dir nur anschließen. Ich kann gewisse Nachrichten gar nicht mehr hören, ohne an die Decke zu gehen. Besonders als die Mitteilungen über Vergewaltigungen von Frauen kamen und die Männer meinten: „Die wollen es doch, weil sie so kürze Röcke anhaben!“

    Ich frage mich mittlerweile echt, was noch alles passieren muss, damit Männer endlich verstehen, dass wir genauso viel Wert sind wie sie, vielleicht sogar ein bisschen mehr. Denn es ist bewiesen, dass in Zeiten, wo es Hungernöte gab, mehr Mädchen auf die Welt kamen als Jungen. Und bis heute gibt es mehr Frauen als Männer auf der Welt.

    Und die Entscheidung, ob wir ein Kind abtreiben wollen oder nicht, sollte uns auch nicht genommen werden. Denn was bringt es, wenn alle Kinder, die geboren werden, zur Adoption frei gegeben werden oder schlussendlich im Kinderheim enden, die ja auch schon maßlos überfüllt sind. Kinder, die dann auch noch mit einer Behinderung zur Welt kommen, finden in dieser maßlos „es muss alles perfekt sein“-Welt auch keinen schönen Platz, wo sie glücklich sein können und so akzeptiert werden, wie sie sind.

    Großes Danke an dich, Julie, dass du das aussprichst, was sich viele denken.

    Liebe Grüße,
    Carina.

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Ich danke dir, liebe Carina!
      Ich finde, Männer, die finden, dass Frauen weniger wert sind, sollen mal darüber nachdenken, wer sie auf die Welt gebracht hat, das waren nämlich nicht ihre heiligen Väter. Was du beschreibst, macht mich auch unfassbar wütend, denn selbst, wenn eine Frau nackt herumläuft, hat ein Mann seine Finger bei sich zu behalten.
      Ich find eben auch, dass man selber darüber entscheiden können sollte, ob man ein Kind bekommen will oder nicht. Letztendlich muss man für jede Entscheidung als Frau die Konsequenzen tragen. Und ich finde, wenn man ein Kind bekommt, soll man es auch wirklich wollen.
      Danke vielmals und liebe Grüße!

      Reply
  2. m0reniita
    7 Jahren ago

    Liebste Julia

    Starker Text, kann dir eigentlich in jedem Punkt zustimmen. Kein Mann hat zu entscheiden, was für uns Frauen das richtige ist. Aber dieser Typ ist sowieso ein Mysterium. Naja. Trotzdem bin ich, was dieses Thema angeht, sehr gespalten denn wenn das Herz schon schlägt, finde ich es doch irgendwie Mord. Klar, macht man es nicht mit bösen Absichten und bei einer Vergewaltigung ist es sowieso nochmals ein ganz anderes Thema.. und ja, Mord hört sich etwas krass an. Aber ich weiss nicht. Ich finde es schon brutal, wenn man das Leben eines Lebewesens einfach so beendet, weisst du was ich meine?

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Danke für deinen Kommentar, liebe Morena ❤
      Ja das ist er wohl, da hast du recht.
      Und ja, natürlich ist es brutal, aber ich finde, wenn man das Kind danach in ein Heim gibt, weil man es nicht will, oder es halbherzig aufzieht, ohne es zu lieben, dann ist das genauso brutal. Im Endeffekt geht es hier immer um zwei Leben und die Mutter sollte das Recht haben, über ihren eigenen Körper zu entscheiden.

      Reply
  3. Steffy
    7 Jahren ago

    Applaus. Einfach nur Applaus.
    Danke für diesen Beitrag!

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Ich danke dir vielmals!

      Reply
  4. barbarella149
    7 Jahren ago

    Vielen Dank für diesen Beitrag! Ich stimme Dir voll und ganz zu.

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Danke vielmals!

      Reply
  5. Marion Sauer
    7 Jahren ago

    Du sprichst mir aus der Seele!

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Danke Marion 🙂

      Reply
  6. zimtsterngirl
    7 Jahren ago

    Echt starker Text ! Ich denke du sprichst damit vielen Frauen aus dem Herzen ♥
    Danke und liebe Grüße 🙂
    Judy ♥

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Ich danke dir vielmals ?❤
      Liebe Grüße,
      Julie

      Reply
  7. trienchen2607
    7 Jahren ago

    Ich finde das ist ein schwieriges Thema. Ich hoffe einfach, dass ich nie in die Situation komme, in der ich darüber entscheiden muss. Andererseits bin ich froh, dass es diese Option überhaupt gibt! Abgetrieben wurde schon immer, aber heutzutage muss man dafür nicht mehr um sein Leben fürchten. So ein schwachsinniges Verbot wird die Zahlen nicht senken. Aber sehr wohl der Opfer von unsauberen oder fahrlässig durchgeführten Abtreibungen. Was das Ganze die Männer angeht ist mir auch schleierhaft. Und vor allem, wenn es nur ums Leben an sich geht und nicht, was es weiter für Mutter und Kind bedeutet. Ich danke dir für deinen Beitrag!

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Ich danke dir für deinen Kommentar! Natürlich wäre es am besten, gar nicht erst in diese Situation zu kommen, aber wenn doch, möchte ich diese Option einfach haben, ohne mich dabei selbst in Gefahr begeben zu müssen.

      Reply
  8. Hautpflege.Fashion.Blog
    7 Jahren ago

    Mich nerven Vorallem bei festgestellter Behinderung diese Übermütter, die einen beleidigen, weil sie der Meinung sind, dass auch ein behindertes Kind ein Recht auf Leben hat und ausgetragen werden MUSS.

    Lg

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Übermütter finde ich generell extrem nervig. Aber gerade in diesem Punkt stimme ich dir zu. Wenn sie ein behindertes Kind möchten, sollen sie selber eins austragen.
      LG Julie

      Reply
  9. gripseljagd
    7 Jahren ago

    Ja es ist letztlich die Entscheidung der betroffenen Frau. Abtreibung in der Regel ja auch eine überlegte Handlung, als letztes Mittel. Das natürlich jenseits aller Moral, auch auf Grund der eigenen Belastung. Ich vertrete die Meinung, dass eine Abtreibung auch bei zu erwartender Behinderung durchaus angebracht ist. Nicht weil ich gegen das behinderte Kind bin, sondern es als Chance für ein anderes gesundes sehe. Denn bei aller Liebe wird eine Familie oft auf ein weiters Kind verzichten weil die Kraft nicht reicht. Moralisch zu diskutieren aber warum müssen wir so tun als wenn wir nicht entscheiden können? Eine grundsätzliche Entscheidung gegen Kinder, durch eine Frau natürlich mit dem Recht dazu, sehe ich aber kritisch. Das geht so in Richtung Sinn des Lebens, nichts wird bleiben und letztlich ist jeder persönliche Spaß vergänglich. Die Entscheidung auszusterben ultimativ.

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Da hast du natürlich recht. Ich finde allerdings eine grundsätzliche Entscheidung gegen Kinder auch in Ordnung. Denn ein ungewolltes Kind kann man nicht mit Liebe aufziehen.

      Reply
  10. lisasblog2211
    7 Jahren ago

    Wow ein Text ist der Wahnsinn! So klasse geschrieben! Du hast einfach recht. Die Entscheidung, ob man sein Kind behalten möchte/kann, sollte man selbst entscheiden können. Da sollte einem keiner reinreden dürfen!

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Danke liebe Lisa!
      Ich bin froh, dass das doch so viele genauso sehen 🙂
      LG Julie

      Reply

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