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Alleine in Berlin – was man allein in der Hauptstadt machen kann

alleine in Berlin

„Und, mit wem fährst du nach Berlin?“

„Alleine.“

Große Augen beim Gegenüber. Der Kaffeelöffel knallt auf die Tischplatte. In der Nähe geht eine Sirene los. Kinder schreien.

Gut, so schlimm ist es auch wieder nicht. Aber jedes Mal, wenn ich erzähle, dass ich alleine auf Urlaub fahre, reagieren die Leute, als hätte ich ihnen offenbart, dass ich einer Sekte beigetreten bin, die Hundewelpen verprügelt (was ich niemals tun würde! Kinder verprügeln, okay, aber bei Welpen hört der Spaß auf).

Wenn der erste Schock dann überwunden ist, kommt meist die verwirrte Frage, was man denn allein in Berlin machen könne. Rein theoretisch kann man allein alles machen, was man auch zu zweit machen kann. Aber weil sich das viele nicht vorstellen können, möchte ich heute meine Favoriten in Sachen „alleine in Berlin unterwegs“ mit euch teilen.

 

Ins Museum gehen

Berlin hat über 170 Museen (hab ich zumindest mal gelesen). Da ist für jeden was dabei und man hat eine Weile zu tun, wenn man sich wirklich alle davon ansehen will. Will zwar niemand, aber alleine ins Museum zu gehen hat einen großen Vorteil: Wenn man sich für die Ausstellung interessiert, kann man so lange bleiben wie man möchte, ohne dass sich jemand beschwert und quengelt, weil er lieber Currywurst essen gehen will. Und wenn man es unerwartet kacke findet, kann man gleich wieder gehen, weil man auf niemanden warten muss. Wenn ich ein Museum auf der Liste habe, das mich interessiert, lege ich es aus oben genannten Gründen sogar drauf an, dort allein hinzugehen.

Ich selbst habe vor einer Woche noch groß getönt, dass ich bei meinem Trip nach Berlin mindestens drei Museen besuchen wolle. Im Endeffekt war ich dann doch nur shoppen und habe in Cafés gechillt, aber der Wille war da.

Meine persönlichen Museumsfavoriten in Berlin: Pergamonmuseum (unbedingt Onlinetickets kaufen, sonst wartet man ewig!), DIE MAUER – asisi Panorama, Deutsches Spionagemuseum und das DDR Museum in der Kulturbrauerei (gratis Eintritt!)

 

Kaffee trinken und essen gehen

Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen in Berlin: einfach in ein nettes Café setzen, vorzugsweise draußen, Cortado trinken und Menschen beobachten. Dazu eine leckere Waffel oder einen Cheesecake und ich bin richtig glücklich.

Auch essen gehen kann man in Berlin richtig gut. Jedes Mal, wenn ich in Berlin bin, freue ich mich vor allem über einen richtigen Döner, bei dem die Sauce zuerst ins Brot kommt – ein Konzept, das Wiener Dönermänner leider noch nicht verstanden haben.

Eine Auswahl meiner liebsten Hotspots für Kaffee und leckeres Essen in Berlin findet ihr auf meinem anderen Blog (und damit ist auch Schluss mit der schamlosen Eigenwerbung).

Kaffee trinken in Berlin

 

Shoppen gehen

Jedes Mal, wenn ich nach Berlin fahre, nehme ich mir vor, ins Museum zu gehen, endlich auf den Teufelsberg zu fahren oder sonst was Abenteuerliches zu machen, aber am Ende läuft es dann meist doch darauf hinaus, dass es mich auf die Einkaufsstraßen zieht.

Aber was soll ich machen? Man kann eben einfach viel zu geil shoppen in Berlin! Man kann am Ku’damm die Mainstreamläden und teureren Marken abklappern oder um die Weinmeisterstraße, Rosenthaler Straße und Kastanienallee herum kleinere Boutiquen entdecken. Bisher habe ich noch immer irgendein It-Piece aus Berlin mitgebracht, auf das mich zuhause jemand angesprochen hat. Und jeder, der mal dort war, wird es bestätigen können: In Berlin kann man einfach richtig, richtig geil shoppen! Damit kann man auch gut und gerne mal eine Woche zubringen (ist eventuell auch schon passiert).

 

Mit Fremden sprechen

Ich erinnere mich daran, wie ich im Januar in Berlin unterwegs war und in drei Tagen vier Mal angequatscht wurde. Mit einem Typen, dem ich beim Über-die-Straße-gehen begegnet bin, habe ich einfach mal eine halbe Stunde auf einer Verkehrsinsel gequatscht – und dann gingen wir beide unsere Wege, ohne irgendwelche Kontaktdaten auszutauschen. Aber ich denke hin und wieder an ihn und hoffe, ihm geht’s gut.

Generell eignet sich Berlin wirklich gut, um mit Fremden ins Gespräch zu kommen. Als ich diesmal dort war, habe ich beispielsweise eine liebe Foodbloggerin kennengelernt, die mir um die Mittagszeit Gin anbot und es mit den Worten: „Du bist im Urlaub, das ist mehr als angemessen!“ rechtfertigte. Ja, ich war danach etwas betrunken. Nein, ich bereue nichts.

Als ich einmal nachts zu Fuß unterwegs war und mich mit meiner Dose Gin Tonic auf einer Spätibank niederließ, überkam mich akutes Rauchverlangen und ich fragte den Typen auf der Bank neben meiner, ob er eine Zigarette für mich entbehren könne. Wir saßen daraufhin fast zwei Stunden nebeneinander, rauchten eine nach der anderen und quatschten über den Sinn des Lebens und unsere Träume. Wer hier den Beginn einer wunderschönen Liebesgeschichte wittert, den muss ich enttäuschen: Er ist verheiratet. Aber ich hatte einen sehr schönen Abend.

alleine in Berlin

 

Durch die Straßen spazieren

Egal, ob es arschkalt ist oder die Sonne auf den Asphalt brennt, einfach durch die Gegend zu laufen und mich treiben zu lassen gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen in Berlin. Nicht unbedingt um den Alex herum, wo alles voller Touris ist – ich habe mittlerweile ein Level in meinem Berlin-Game erreicht, an dem ich mich Felix Lobrechts Zitat anschließen muss: „Am Alex stehen ist wie nach Potsdam fahren: kacke.“

Aber sobald man sich etwas von den klassischen Hotspots wegbewegt, ist man oft überrascht, wie ruhig es plötzlich sein kann, obwohl man eigentlich immer noch mitten im Zentrum ist – sofern es so etwas in Berlin überhaupt gibt. Ich liebe einfach diese breiten Straßen, die vielen Balkone und dass es fast überall etwas zu entdecken gibt. Oft laufe ich einfach nur durch die Straßen und genieße es, ziellos herumzulaufen. Da kommt die Romantikerin in mir durch.

alleine in Berlin

Also, wenn ihr euch fragt, was man so alleine in Berlin machen kann, ist die Antwort: alles. Die Stadt hat unglaublich viel zu bieten und man entdeckt an jeder Ecke etwas Neues. Berlin ist so groß, man wird mit dieser Stadt nicht einfach fertig, aber genau das macht den Reiz aus und genau deswegen komme ich so gern immer wieder. Das zwischen Berlin und mir ist einfach etwas Besonderes. Und wer noch nie allein dort war, dem kann ich nur ans Herz legen, es einmal zu tun und meine Liste an Dingen, die man in Berlin allein tun sollte, abzuarbeiten.

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4 Comments

  1. Franz
    5 Jahren ago

    Super deine Beschreibung über die Berlinreise, du machst das ganz toll, genieße es weiterhin!

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    1. Julie
      5 Jahren ago

      Vielen Dank 🙂

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  2. Ute H. aus E.
    4 Jahren ago

    Hallo Julie! Das ist so witzig, genau die selbe Frage bekomme ich immer gestellt, gefolgt von einem verständnislos bis panischem Gesichtsausdruck bei meinem Gegenüber (manchmal auch mitleidigen, nach dem Motto „Du hast wohl keine Freunde“) wenn man offenbart, dass man tatsächlich allein verreist. Aber gerade bei Städtetrips ist das so großartig, loszukönnen, wenn an möchte, ohne sich jemandem anpassen zu müssen. Ich fahre in den nächsten 3 Wochen jeweils 5 Tage nach Berlin, Budapest und München und werde es hemmungslos genießen.

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    1. Julie
      4 Jahren ago

      Ich kenn das so gut 😀 Und ich finde das auch ziemlich gut, muss ich sagen. Ich wünsch dir schon mal viel Spaß auf deinen Reisen – vor allem Berlin ist natürlich traumhaft 😉
      Liebe Grüße!

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