In Mimimi-Montag

Mimimi-Montag: Corona-Edition

Corona nervt

Es ist mal wieder Montag – genauer gesagt der zweite Montag unserer unfreiwilligen Pause vom Alltag. Für mich ist es der achte Tag ohne einen einzigen persönlichen Sozialkontakt (ja, ich finde mich auch sehr vorbildlich) und man sollte meinen, es wäre für Menschen wie mich der Himmel auf Erden. Stimmt aber leider nicht so ganz. Hier kommt das Hassformat, das wir alle lieben – mit all den Dingen, die mich an dieser Corona-Krise nerven.

 

Das Timing

Hach, Corona-Virus – wo warst du, als ich 16 Jahre alt war, in der Schule gemobbt wurde, nicht ins Fitnessstudio gegangen bin und mein einziges Hobby darin bestand, mir den Tod meiner Klassenkameradinnen in den schillerndsten Farben auszumalen? Wo warst du, als ich dich gebraucht hätte?

Ohne Scheiß, vor zehn Jahren hätte es für mich nichts Schöneres gegeben als die Anweisung, zuhause zu bleiben und meine sozialen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. Es ist, als hätten mich jahrelange Depressionen auf genau diesen Moment hintrainiert. Abgesehen davon, dass ich spätestens bei der Nachricht, dass die Schulen geschlossen werden, ganze Bäche mit meinen Freudentränen hätte füllen können.

Aber gerade jetzt tauchst du auf, Corona. Jetzt, wo ich gerne zur Arbeit gehe, sogar so etwas wie eine Fitness-Routine habe und regelmäßig abends auf der Bühne stehe, weil ich vor kurzem draufgekommen bin, dass ich gerne Witze erzähle und andere Menschen zum Lachen bringe.

Ich weiß, es ist ein Luxusproblem. Aber dieser Tag ist genau dafür da, um sich über Luxusprobleme zu beschweren.

 

Balkonbesitzer

„Ach, es ist doch gar nicht so schlimm, zu Hause zu bleiben … haut euch einfach auf den Balkon und genießt die Sonne …“

Und du halt verdammt noch mal die Fresse mit deiner Scheiß Dachterrasse! Wenn ich eins in den letzten Tagen festgestellt habe, dann, dass so ziemlich jeder außer mir einen Balkon oder Garten zu besitzen scheint. Und genau von diesem Balkon aus werden dann alle verurteilt, für die der einsame Gang zum Glascontainer zum täglichen Highlight geworden ist.

Ja, wenn „nicht vor die Tür gehen“ für uns alle bedeuten würde, uns auf eine sonnige Terrasse zu chillen, dann wäre es, denke ich, für niemanden ein Problem. Für die meisten Menschen bedeutet es allerdings, die Sonne bestenfalls zwei Stunden pro Tag durchs geöffnete Fenster zu sehen. Und ja, liebe Balkonbesitzer, das kann deprimieren.

 

Plötzliche Verwandtschaftsliebe

Noch eine Sache, die mir auffällt, wenn ich so auf Instagram herumscrolle: Plötzlich scheint jeder das allerbeste Verhältnis zu seiner Verwandtschaft zu haben. Man sieht auf einmal nur noch Facetime-Screenshots in den Stories und dazu pseudo-emotionale Captions wie: „Gerade über Video-Chat mit meiner Großtante gesprochen. Familie ist das WICHTIGSTE!“

Oida, Luisa, halt mal den Ball flach. Bis vor zwei Wochen wusstest du noch nicht mal, dass du überhaupt eine Großtante hast. Aber plötzlich, wenn die Alten besonders gefährdet sind und es ums Erben geht, tun wir plötzlich alle so, als würden wir unsere Verwandten lieben.

Ja, ich weiß, es ist nicht jeder so ein antifamiliäres Arschloch wie ich, das sich lieber mit einer verbogenen Kuchengabel die Brustwarze piercen würde als auch nur zwei Minuten mit seiner Großtante zu telefonieren.

Aber nur ein kleiner Hinweis: Wenn euch die Verwandten ja sowieso so wichtig sind und ihr ohnehin regelmäßig videochattet, warum müsst ihr es unbedingt jetzt der ganzen Welt beweisen?

 

Alle sind zuhause

Plötzlich verlässt (hoffentlich) niemand mehr ohne triftigen Grund seine Wohnung. Und das ist zur Eindämmung der Situation auch gut so. Was aber kacke ist, wenn man in einem Wiener Altbau wohnt, ist, dass das heißt, dass man nun auch so richtig mitbekommt, dass man Nachbarn hat.

Ich weiß jetzt zum Beispiel ganz genau, wann meine Nachbarn nebenan den Staubsauger anwerfen. Außerdem hören sie jeden Tag einmal „bad guy“ von Billie Eilish – und das in einer viel zu hohen Lautstärke, wenn man bedenkt, dass es „bad guy“ von Billie Eilish ist und nicht etwa so etwas wie ein guter Song.

Gut, eigentlich belastet mich an der Situation vorrangig, dass ich nun weiß, dass meine Nachbarn mir auch beim Singen zuhören könnten.

 

Schlechte Witze und Wortspiele

Auch die Comedy-Landschaft bleibt gerade von Corona-Jokes nicht verschont. Plötzlich postet jeder (Möchtegern-)Comedian irgendein Corona-Set auf Facebook, das wir so alle natürlich noch nie gehört haben. Oder einen superlustigen Witz der Sorte: „Ich hab meine Hamsterkäufe erledigt, aber was mache ich nun mit den ganzen Hamstern? HAHAHAHAHA!“ (Das ist übrigens der Vater aller Dad-Jokes)

Aber gut, darüber kann ich noch hinwegsehen, weil da kann ich ja einfach weiter scrollen.

Schlimmer sind für mich persönlich aber schlechte Corona- und Quarantäne-Wortspiele, denen man nur schwer entgehen kann, weil sie einen so unvorbereitet überall treffen können. Plötzlich heißt zum Beispiel jeder verschissene Online-Kurs „Quarantraining“. Und wenn ich dieses Wort noch einmal irgendwo lesen muss, schreie ich.

 

So, wie man sieht, gibt es doch so einige Dinge, die mich an Corona nerven. Natürlich kommen da auch noch die zahlreichen Corona-Partys dazu, die an Dummheit kaum noch zu überbieten sind, aber da hoffe ich momentan einfach darauf, dass die natürliche Selektion das regeln wird.

Im Moment bin ich in einer komischen Gefühlslage. Einerseits ist das natürlich alles beängstigend und einschränkend und ich wünsche mir selbstverständlich, so bald wie möglich wieder Kaffee trinken gehen, meine Freunde treffen und auf der Bühne stehen zu können, aber andererseits: Wir sind gerade live dabei, während Geschichte geschrieben wird. Und das ist schon auch irgendwo aufregend, oder? Also lasst uns alles tun, was uns möglich ist, damit man sich später erzählen wird, wie vorbildlich wir die Situation gehandelt haben.

Passt auf euch auf – und auf eure Mitmenschen (es sei denn, ihr mögt sie nicht!)

Ach ja, bevor euch die Panik erfasst, weil ihr kein Klopapier mehr bekommen habt, hier mein absoluter Kauftipp: Legt euch ein tragbares Bidet* zu und dankt mir später!

Eure Julia

 

Photo by Jake Bradley on Unsplash

*Affiliate-Link: Wenn du über diesen Link bestellst, erhalte ich eine kleine Provision. Für dich ändert sich dadurch nichts am Kaufpreis!

Share Tweet Pin It +1
Previous PostFuck, ich bin Autorin!
Next PostIch kann gerade nicht positiv denken.

No Comments

Leave a Reply

Ich akzeptiere