Es ist mal wieder Montag – und zwar einer, der seinem Namen alle Ehre macht. Heute gibt es drei Dinge, die man lieber vermeiden sollte: mir auf den Sack gehen (hier beispielhaft zu nennen wäre atmen), vor mir eine Treppe runtergehen und die beiden vorhin genannten Dinge miteinander kombinieren. Ich bin heute emotional sehr nah am Berliner U-Bahn-Treter von der Hermannstraße gebaut. Zur allgemeinen Sicherheit gelobe ich, heute den Lift zu nehmen. Dankesbekundungen können gern in Form von Dalmatinerwelpen zu mir geliefert werden.
Aber bevor es so weit ist, erst mal ein herzliches Willkommen zu unserem Hassformat, das wir alle lieben.
Schlafstörungen
Warum ich heute so blendend gelaunt bin, hängt in erster Linie mit meiner nicht vorhandenen Nachtruhe zusammen. Dabei hatte ich diesmal alles genau so gemacht, wie es die ganzen Feng-Shui-Wichser empfehlen: Ich habe alle Bildschirme um 21 Uhr abgedreht und gelesen, anstatt Vampire Diaries zu gucken. Ich habe gelüftet. Nichts Schweres gegessen, obwohl mir echt nach einem zweiten Teller Krautfleckerl gewesen wäre. Tagsüber Sport gemacht.
Und was hat es gebracht?
Erst hielten mich erst meine Nachbarn mit ihren lauten Gesprächen wach. Dann, mit Ohropax, ließen mich meine Gedanken nicht schlafen. Als ich endlich wegdämmerte, krachte mein Rasierer mit einem ohrenbetäubenden Krachen von der Duschhalterung. Irgendwann schlief ich und wurde geweckt, weil mir heiß war. Ich öffnete das Fenster, schlief wieder ein, und wachte auf, weil ich pissen musste. Ging aufs Klo, dämmerte weg und wachte von heizungsluftbedingten Halsschmerzen auf. Und dann konnte ich nicht mehr schlafen, weil mein Rücken mir einen Vorgeschmack darauf lieferte, wie es mit 70 sein wird.
Kurz zusammengefasst, würde ich sagen: Schlafhygiene ist für‘n Arsch. Und für die Kacke habe ich auf Krautfleckerl verzichtet.
„Ich bin soooo arm!“
Keine Sorge, das wird kein „Eure Armut kotzt mich an“-Post. Richtige Armut wünsche ich niemandem. Außer vielleicht diesen – man muss es leider sagen, wie es ist – klassischen Studenten, die einem ständig die Ohren mit ihren angeblichen Geldproblemen vollheulen.
„Boah, ich würd dich ja so gern auf einen Automatenkaffee einladen, weil du schon die letzten fünf Male bezahlt hast, aber ich hab leider üüüüüüberhaupt kein Geld.“
„Ich würde ja auch gern mal eine neue Jacke kaufen, aber ich bin leider nicht so privilegiert wie du.“
Und in dem Moment kann ich nur die Augen verdrehen. Diese Sätze kommen nämlich nicht von Obdachlosen oder Alleinerziehenden unterm Mindestlohn, sondern von Studierenden, die ihr WG-Zimmer von den Eltern bezahlt bekommen und noch nie in ihrem Leben arbeiten mussten. Also, doch Anna, ich würde sagen, du bist sogar verdammt privilegiert. Hört doch endlich mal auf, Armut so zu romantisieren!
Menschen, die dir ungefragt „helfen“
Letztens war ich dabei, meinen Wocheneinkauf zu erledigen, als sich hinter mir ein Typ einreihte, der nur eine Flasche Eistee aufs Band legte. In einem kurzen Anflug von Menschlichkeit ließ ich ihn vor – und bereute es kurz darauf bitter. Denn der Typ hatte offenbar statt „Magst du schnell vorgehen?“ „Soll ich dich adoptieren?“ gehört und war für die zehn Sekunden, die ich dadurch länger an der Kasse warten musste, so unglaublich dankbar, dass er darauf bestand, mir meinen Einkauf aufs Band zu legen und danach einzupacken.
Ich habe ihm mehrmals gesagt, dass das definitiv nicht nötig sei und dass ich es bevorzugen würde, das allein zu machen. Doch er ließ sich nicht abschütteln und dank dieser Aktion landete mein eineinhalb Kilo schwerer Kürbis mit Schmackes auf der Schokolade, die ich einer Freundin schenken wollte, welche daraufhin natürlich aussah wie die Menschen, die heute vor mir auf einer Treppe atmen, aussehen würden, würde ich nicht gnädigerweise den Lift nehmen. Es ist ja nett, wenn man dankbar ist. Undankbarkeit ist ja wieder ein eigener Hasspunkt. Aber Dankbarkeit sollte bitte immer in Relation zur Sache stehen, sonst wird’s für alle Beteiligten unangenehm.
Falsche Hoffnungen
Ich versetze mich gerade eine Woche zurück in der Zeit. Ich saß in der U-Bahn und war auf dem Weg zum Yoga. Das ist noch nicht der Hasspunkt. Ich liebe Yoga. Ich liebte es auch, dass mir ausnahmsweise mal keine Gsichtsbrezn gegenübersaß, sondern ein wirklich hübscher Kerl. Blonde Haare, blaue Augen, die durch den ganzen Waggon strahlten, schöne Zähne … kurz gesagt, genau mein Fall. Und er sah mich an. Yeah, me! Ich versuchte, ein breites Grinsen zu unterdrücken, was mir mehr schlecht als recht gelang, und musterte ihn.
Hmm. Leichten Silberblick hatte er.
Er kniff leicht die Augen zusammen. Dann beugte er sich nach vor und ich wollte schon fragen, ob wir uns zumindest mal vorstellen sollten, bevor wir schmusen, obwohl mir das herzlich egal gewesen wäre. Bevor ich den Mund öffnen konnte, drehte er seinen Kopf nach oben und … ich checkte, dass er die ganze Zeit über nicht mich, sondern den Fahrplan hinter mir so intensiv gemustert hatte.
Für solche Situationen wurde wohl das Wort „bitter“ erfunden.
Ich hoffe, euer Montag war insgesamt ein bisschen besser als so lala. Und das ist nur eine Höflichkeitsphrase. In Wirklichkeit bin ich heute so asi drauf, dass es mir tatsächlich egal ist. Aber irgendwie muss ich die Sache heute ja abmoderieren. Falls jemand seine schlechte Laune teilen mag, immer her damit!
Eure Julie,
die mit dem roten Lippenstift
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Mimimimi
• 5 Jahren agoMimimimimi <3