Nun ist das erste Semester an der Uni vorbei und ich bin schon bald ein halbes Jahr in Wien. Auch, wenn ich in dieser Zeit hauptsächlich damit beschäftigt war, Wohnung und Job zu suchen, zur Uni zu pendeln und meinen Frust über die Gesamtsituation mit dem einen oder anderen Spritzer zu betäuben, habe ich in dieser Zeit ein paar Plätze entdeckt, an denen ich gerne Zeit verbringe. Und die möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. Vielleicht schafft es einer meiner Lieblingsplätze in Wien ja auch, in eure Top Ten aufgenommen zu werden!
Augarten
Ein sportlicher Tag beginnt für mich im Augarten (Bild siehe oben). Bietet sich aber auch an, schließlich wohne ich total in der Nähe und muss nicht mal in irgendein öffentliches Verkehrsmittel steigen, um zum Augarten zu gelangen. Aber ich mag den Ort nicht nur wegen der Nähe zu meiner Wohnung, die per se schon zu meinen Lieblingsorten zählt. Der Augarten ist vor allem zum Joggen eine echt perfekte Location. Die Wege sind so verwinkelt, dass man locker ein bis zwei Stunden laufen kann, ohne denselben Weg zweimal zu nehmen. Der Garten ist schön, gepflegt und auch von der Klientel her sehr angenehm. Gerade morgens sind eigentlich nur andere Jogger und Spaziergänger mit Hunden unterwegs, selten mal eine Familie, die den Spielplatz oder den Fußballplatz besucht. Ins Porzellanmuseum im Augarten will ich auch endlich mal und ich habe mir sagen lassen, dass das Restaurant dort auch sehr gut ist. Aber davon muss ich mich in den wärmeren Monaten noch überzeugen.
Donaukanal
Ein Ort, der sich ebenfalls zum Joggen anbietet, ist der Donaukanal. Hier hat man es morgens ebenfalls recht ruhig, aber gerade im Sommer ist der Ort sehr belebt – Stichwort Donaukanaltreiben, ein Musikfestival, das für dieses Jahr unbedingt auf meiner Bucket List steht. Am Donaukanal ist immer was los, man kann sehr gut spazieren gehen, die Graffitis bewundern oder sich im Sommer einfach irgendwo ein Eis holen und dann von hier aus die Leute beobachten. Alle paar hundert Meter führen Treppen zum Kanal hinunter, sodass man viele Möglichkeiten hat, um seine Reise zu beginnen – und zu beenden, wenn man genug hat.
Zentralfriedhof
Wusstet ihr, dass man den Tod in Wien mit „mitm 71er fahren“ umschreiben kann? Nein? Gut, ich zugegebenermaßen bis vor kurzem auch nicht. Aber es wird relativ schnell klar, woher diese Redewendung kommt, denn die Straßenbahnlinie 71 fährt bis zu einer gewissen Uhrzeit zum Zentralfriedhof. Dass es der auf die Hitliste meiner Lieblingsplätze in Wien geschafft hat, mag etwas makaber anmuten, hat aber durchaus seine Berechtigung. Ich bin ehrlich gesagt nur durch einen Zufall das erste Mal hierhergekommen. Damals, als ich noch in meiner WG gewohnt habe, musste ich immer die Linie 71 nehmen, um von der Uni zur Wohnung zu gelangen. Einmal war ich so in mein Candy Crush Spiel vertieft, dass ich meine Ausstiegshaltestelle verpasst habe. Und dann habe ich mir gedacht, ich nutze die Chance und schaue mir mal den Zentralfriedhof an. Ich habe es nicht bereut.
Ich war im Herbst das erste Mal auf dem riesigen Friedhof, der so groß ist wie so manche Kleinstadt. Alle Gräber waren mit bunten Blättern bedeckt, die Sonne stand tief am Himmel und tauchte alles in ein romantisches Licht – es war wunderschön. Und es heißt nicht umsonst Friedhof – einen friedlicheren Ort findet man wahrscheinlich in ganz Wien nicht. Auch heute gehe ich noch immer gern auf den Zentralfriedhof, wenn ich einen dieser Tage habe, an denen ich mit niemandem sprechen und einfach mit meinen Gedanken allein sein will. Denn das kann man dort sehr gut.
Donau
Vor allem im Sommer lege ich jedem ans Herz, sich in die U-Bahn zu setzen und zur Donau zu fahren (entweder mit der U1 bis zur Donauinsel oder mit der U2 bis Donaustadtbrücke). Hier ist es etwas kühler als direkt in der Stadt und es gibt so viele Plätze, an denen man sich einfach ans Wasser setzen und die Seele baumeln lassen kann. Besonders zu empfehlen ist das natürlich mit einem kühlen Spritzer in der Hand. In der Nähe der Donaustadtbrücke gibt es auch einen Wakeboardkanal, der ziemlich abenteuerlich aussieht und ebenfalls noch auf meiner Bucket List steht, wenn ich mal meine Feigheit überwinde. Für die leidenschaftlichen Spanner unter euch: Hier habt ihr auch gute Chancen, leicht bekleidete Menschen zu sehen 😉
Vollpension
Ein total süßes Café, das ich euch gerne ans Herz lege, ist die wunderbare Vollpension im vierten Bezirk unweit des Naschmarkts. Hier fühlt man sich wie bei der Oma zuhause – und das ist auch das Konzept des Ladens. Hier wuseln wochentags Omis und Opis herum, die Kuchen backen und die Gäste versorgen. Einfach richtig süß! Und die Kuchen und Torten sind wirklich absolut köstlich! Das Angebot wechselt jeden Tag, aber ich kann euch nur raten: Wenn es Cremeschnitten gibt, greift zu! Es lohnt sich zu reservieren, weil es sich schon herumgesprochen hat, dass der Kuchen in der Vollpension ausgezeichnet ist.
Tanzen anders
Wann ist man schon mal im fünften Bezirk, wenn man dort nicht wohnt? Richtig, so gut wie nie. Aber ich habe nun einen Grund gefunden, für den sich die Anreise nach Margareten aus der Leopoldstadt definitiv lohnt. Das kleine Café mit dem plakativen Namen „Tanzen anders“ liegt in einer unscheinbaren Gasse und vermutlich wäre ich daran vorbeigegangen, wenn mich nicht die tollen Kritiken davon überzeugt hätten, das nächste Frühstücksdate hierher zu verlegen. Und wir wurden nicht enttäuscht, denn im Tanzen anders gibt es wirklich ungelogen den besten French Toast der Stadt – wenn nicht sogar der Welt. Wir waren begeistert und tanzen auch in Zukunft gerne anders.
Radio The Label Bar
Eine meiner liebsten Bars in Wien! Kein Wunder, denn wenn man sich hier ein bisschen genauer umsieht, wird man hier das eine oder andere Einhorn entdecken – wer mich auch nur ein bisschen kennt, weiß um meine Schwäche für Einhörner. Außerdem ist die Radio Label Bar im siebten Bezirk quasi die kleine Schwester eines Ladens in Berlin und ist auch komplett wie eine coole Location in Friedrichshain eingerichtet – Klopapierhalter aus alten Polaroidkameras inklusive. Mehr braucht es wirklich nicht, um mich zu überzeugen – aber das war noch nicht alles. Es gibt hier einen hervorragenden Gurkenspritzer (für den großen Durst sogar im 0,5-Liter-Glas) und vor allem hat die Bar das aufmerksamste, liebste, freundlichste Personal, das ich jemals erlebt habe.
Ganz Wien
Noch ein Tipp fürs Nachtleben, den ich sehr empfehlen kann. „Man bringe den Spritzwein“ – das berühmte Zitat unseres allseits beliebten, leider bald ehemaligen Bürgermeisters Michael Häupl – wird hier gelebt. Hier gibt es supertolle Spritzervariationen, von denen ich besonders den Vanillespritzer und den Himbeer-Hugo empfehlen kann. Die Location ist supersüß eingerichtet, und unweit von der U3-Station Neubaugasse gelegen auch öffentlich super erreichbar. Außerdem ist das Ganz Wien eine reine Nichtraucherbar, man kommt also gut duftend nach Hause.
Nun kennt ihr meine Top 8 Lieblingsplätze in Wien. Ich bin mir sicher, dass sich diese Liste mit der Zeit noch erweitern wird. Schließlich ist Wien groß und es gibt noch sehr viel zu entdecken. Wenn ihr empfehlenswerte Orte in Wien habt, lasst es mich gerne wissen!
Eure Julie,
Die mit dem roten Lippenstift
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