In Personal

Der beste Freund des Menschen

Ich bin zwar morgens stets der Auffassung, dass der beste vierbeinige Freund des Menschen das Bett ist, aber manchmal gelüstet es mich auch nach Gesellschaft, die nicht nur stumm dasteht und zum Kuscheln einlädt. Manchmal brauche selbst ich unsoziales Wesen echte Lebewesen um mich. Da ich einen Großteil der Menschen jedoch nicht besonders mag, beziehungsweise weil es mir oft einfach zu anstrengend ist, ein Gespräch zu führen, verschlägt es mich in letzter Zeit sehr oft zum örtlichen Tierheim.

Hunde mochte ich schon immer. Bis auf eine kurze verwirrte Phase als Kind, in der ich noch dachte, Hunde seien böse und Katzen dafür das Nonplusultra, waren Hunde stets meine Lieblingstiere. Spätestens, als ich mit meinen damaligen Nachbarsdalmatinern spazieren gehen durfte, verschwendete ich nie wieder einen Gedanken daran, mir mal eine Katze zuzulegen. Von da an sollten es nur noch Hunde sein. Ich wollte jemanden, der freudig auf mich zugelaufen kommt und mich anspringt, wenn ich nach Hause komme, und niemanden, den meine Anwesenheit nur dann interessiert, wenn sie für ihn von Nutzen ist. Leider bedeuten Hunde einen großen Zeit- und Arbeitsaufwand, weshalb ich bis jetzt keine Erlaubnis bekam, mir einen zuzulegen.

Seitdem ich allerdings auf das Gassiprogramm des Innsbrucker Tierheims aufmerksam gemacht wurde, ist diese Lücke in meinem Leben ein wenig ausgeglichener. Es war meine beste Freundin, die mir vorschlug, einfach mal zu fragen, ob wir mit einem Hündchen spazieren gehen dürften. Ich war sofort begeistert und wir setzten diesen Vorschlag gleich in die Tat um.

Es sollte auch nicht mehr lange dauern, bis ich mich verliebte. Mehrmals. Anfangs in eine wunderschöne Hündin namens Gina, die aber nun ein hoffentlich liebevolles Zuhause gefunden hat. Mittlerweile hat ein Brackenmischling namens Lucky mein Herz im Sturm erobert. Er ist mit seinen knapp zwölf Jahren zwar schon ein alter Opi, aber fit wie ein Turnschuh und mit einem superlieben Gemüt.

nor
Mein kleiner lieber Opi namens Lucky

Gerade am Freitag holte ich mir den Hund und spazierte mit ihm zweieinhalb Stunden lang ins nächstgelegene Kaff und wieder zurück. Wir führten gute Gespräche miteinander. Also ich führte das Gespräch und Lucky hörte mir zu. Hunde können nämlich ganz toll zuhören und ich denke auch, dass sie einen verstehen können.

„Ich habe tatsächlich BWL studiert“, sagte ich zu ihm, als ich am Ziel angekommen auf einer Parkbank saß, Lucky seine Pfoten auf meinen Oberschenkeln abstützte, während ich sein flauschiges Fell kraulte. Ich fand, dass Lucky zumindest ein bisschen was über die Person erfahren sollte, die da so gerne mit ihm Gassi geht. Als ich ihm das erzählte, legte er den Kopf schief und starrte mich ungläubig an. Oder vielleicht bildete ich mir diesen Ausdruck auch ein. Jedenfalls war seine Reaktion, als ich ihm von meinem Buch erzählte, weitaus euphorischer. Da leckte er mir sogar mal über das Gesicht. Ich glaube also tatsächlich, dass Hunde zumindest sehr feinfühlig sind und spüren, wenn uns etwas glücklich oder traurig macht.

Ich erzählte Lucky, dass ich schon immer einen Hund haben wollte. Und dass ich auch ihn haben wollen würde, aber Bedenken habe, weil er doch schon etwas älter ist und mir das das Herz brechen würde. Beziehungsweise uns. Denn selbst, wenn ich diejenige bin, die sich den Hund einbildet, weiß ich, dass mein Freund ihn spätestens nach zwei Wochen genauso lieben würde. Und wenn ich dann im Herbst hoffentlich umziehe, hätten wir schon den ersten Sorgerechtsstreit. Lucky stupste mich bei dieser Erzählung nur an, als wollte er mir sagen, dass es in Ordnung ist.

Ich unterhielt mich noch den ganzen Rückweg lang mit Lucky. Einfach, weil es gut tat, sich gewisse Bedenken von der Seele zu quatschen, ohne dafür verurteilt zu werden. Na gut, außer vielleicht von den entgegenkommenden Spaziergängern, die mich für seltsam hielten, weil ich einem Hund meine Lebensgeschichte erzählte. Aber, auch wenn es zunächst seltsam erscheinen mag, mir hat es wahnsinnig gut getan. Ich kann also nur jedem empfehlen, der selbst keinen Hund hat, aber genauso ein Fan von den süßen Tieren ist, sich auch mal im nächsten Tierheim zu erkundigen. Die Hunde freuen sich über den Auslauf, man tut den Tieren, die den ganzen Tag auf engem Raum mit anderen Hunden verbringen müssen, etwas Gutes und man selbst profitiert mindestens ebenso sehr davon. Am Ende des Tages hat man nämlich nicht nur etwas für seinen Körper getan, auch der Geist ist nach einem wunderbaren Spaziergang mit einem tollen Hund gereinigt und frei für alles, was sonst noch so ansteht.

Mögt ihr Hunde auch so gerne? Oder seid ihr eher Katzenmenschen? Oder Menschenmenschen? Wer sind eure liebsten Gesprächspartner, wenn ihr mal nicht weiter wisst?

Eure Julie,

Die mit dem roten Lippenstift

Share Tweet Pin It +1

You may also like

Wenn der Job am Ego kratzt

Posted on 12. September 2016

Previous PostMüssen wir denn alle wunderschön sein?
Next PostLondon, my dearest love!

17 Comments

  1. nailines
    7 Jahren ago

    Hi Julie! Was für ein toller Beitrag! Ich liebe Hunde! Sie sind unglaubliche Wesen. Sie sind die fröhlichsten Kreaturen, die es gibt. Ich habe seit einem Jahr einen Hund, einen Australien Shepherd. Ich möchte ihn nie wieder missen, er macht uns so glücklich. Die ganze Arbeit ist vergessen mit einem treuem Blick. Er spürt, wenn es mir schlecht geht und freut sich mit mir, wenn ich lache. Er bringt mir sein Spielzeug, weil er denkt, was ihn glücklich macht, macht mich auch glücklich. Hach ich könnte noch so viel mehr erzählen. Bedingungslose Liebe kann einem nur ein Hund geben!

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Oh wie toll, Aussies sind meine absoluten Lieblingshunde und ich träume davon, selbst auch mal so einem ein Zuhause geben zu dürfen ? da bin ich jetzt echt neidisch. Ich bin mir sicher, dass ihr noch so viel Freude mit ihm haben werdet. Und wenn ihr mal jemanden zum Kuscheln braucht, ich bin stets zu Diensten ?

      Reply
      1. nailines
        7 Jahren ago

        Ich kann dir nur ans Herz legen, einen Aussie aufzunehmen. Sie sind extrem intelligent und die ersten Jahre sehr anstrengend und man muss auch sehr konsequent sein, aaaber die Arbeit lohnt sich. Dann hast du am Ende den besten Freund an deiner Seite!

        Reply
        1. diemitdemrotenlippenstift
          7 Jahren ago

          Das denke ich mir! Ich wünsch dir noch viel Spaß mit deinem Süßen!

          Reply
  2. Carina
    7 Jahren ago

    Hallo liebe Julie,

    ich mag zwar Hunde, aber Katzen sind mir seit der Kindheit schon immer lieber als Hunde. Meine Oma hatte einen Kater namens Strizi, ein Tigerchen in Schwarzgrau.

    Ich habe ihn sehr gemocht und er geht mir wahnsinnig ab, da der neue Kater kein Kater ist, der gerne kuschelt. Strizi hat es liebendgerne mit mir getan. Den konnte ich oft von seinen versteckten Plätzchen holen und dann kuschelten wir noch einige Zeit miteinander. Aber leider hat er sich als kleines Kätzchen im gekippten Schlafzimmer-Fenster eingezwickt und das holte ihn nach 13 Jahren ein. Da wir ihn nicht leiden lassen wollten, wurde er eingeschläfert. Ich habe ihn davor nur mehr einmal gesehen und da kam er nochmal ein allerletztes Mal zum Kuscheln, obwohl er schon nicht mehr richtig laufen konnte.

    Wenn ich wieder mehr Zeit habe, werde ich vielleicht nochmal mit den Vermietern reden und mir eine Wohnungskatze oder zwei zulegen. Aber derweil versuche ich den neuen Kater an mich zu gewöhnen, dass er vielleicht doch mal mit mir kuschelt! =)

    Liebe Grüße,
    Carina.

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Hey Carina,
      Der Kater klingt ja nach einem lieben Tier. Ich hoffe, der jetzige gewöhnt sich auch bald an dich und wird dir ein toller Ersatz-Strizi sein 😉
      LG Julie

      Reply
  3. lisasblog2211
    7 Jahren ago

    Liebe Julie,
    dein Blogpost hat mir so so gut gefallen, den Beitrag hast du unheimlich toll verfasst! Ich liebe Hunde genauso sehr wie du. Leider habe ich keine Zeit, um mir einen Hund zu halten. Ich werde es auch mal versuchen, dass ich in dem nächstgelegenen Tierheim vielleicht einen Hund ausführen kann.

    Viele Grüße

    Lisa❤

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Danke liebe Lisa!
      Ich kann es dir nur empfehlen, es tut unglaublich gut und es gibt dort so liebe Hunde! Leider fehlt mir selbst auch die Zeit, sonst hätte ich den Kleinen schon längst zu mir genommen 🙁 Vielleicht ist es uns ja irgendwann vergönnt 🙂
      LG Julie

      Reply
      1. lisasblog2211
        7 Jahren ago

        Ich werde wirklich bald im Tierheim in meiner Nähe anfragen! Ich freue mich schon sehr ? Ich hoffe auch, dass ich später die Zeit und den Platz für einen Hund habe. ?

        LG Lisa

        Reply
  4. Sarah
    7 Jahren ago

    Nach diesem Beitrag werde ich wohl auch bald mal im Innsbrucker Tierheim vorbeischauen, ich wusste nicht, dass das geht! Im Moment ist die Sehnsucht nach einem Hund nämlich sehr groß, aber ich bin mir nicht sicher, ob mein momentaner Lebensstil das Richtige für einen Hund wäre. Naja, irgendwann dann…

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Ja, mach das unbedingt! Gibt soooo liebe Hunde da! Vielleicht sehen wir uns ja mal bei einem Spaziergang 😀 Ich kenne das auch, ich bin auch immer sehr hundebedürftig und das gibt mir die Möglichkeit, zumindest ein bisschen Zeit mit einem zu verbringen.

      Reply
  5. barbarella149
    7 Jahren ago

    Schöner Beitrag. Auch ich kann nur zustimmen, dass Hunde die besten Freunde des Menschen sind. Ich bin mit Hunden aufgewachsen und weiß, wie gut sie der menschlichen Seele tun. Vor allem weil sie uns so nehmen wie wir sind. Leider muss man wirklich viel Zeit haben wenn man einen Hund halten möchte, aber für so einen guten und zuverlässigen Kumpel ist es jede Sekunde wert.

    Viele Grüße, Barbarella <3
    https://barbarella149.wordpress.com

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Vielen Dank!
      Ich glaub auch, dass so ein lieber Hund jeden Aufwand wert ist! Leider ist es wirklich eine sehr große Überlegung, da man sich ja keinen Hund zulegen sollte, um ihn dann gleich wieder abzugeben. Da täte mir dann der Hund zu sehr leid 🙁
      LG Julie

      Reply
      1. barbarella149
        7 Jahren ago

        Da hast Du auf jeden Fall recht. Jedes Haustier will gut überlegt sein 🙂

        LG, Marion

        Reply
  6. Franzi
    7 Jahren ago

    Was für ein schöner Beitrag! Und jaaa spricht mir auch aus der Seele: Ich bin auch definitiv „Team Hund“ 😀 hab momentan meinen Hund bei mir (sonst wohnt sie bei meinen Eltern) aber alle paar Monate entlaste ich sie und dann wohnt sie mit mir im Studentenwohnheim und ist hier der Star 😀 Ich reite auch dreimal die Woche, leider nicht mein eigenes aber ganz großer Traum von mir. Was ich damit sagen will: Man kann sich Zeit nehmen wenn man ein gutes Netzwerk and Leuten hat die notfalls gerne mal einspringen und man ein bisschen organisieren kann 🙂 Also nur Mut zum Hund! 🙂

    Ganz lieben Gruß aus den Niederlanden

    Reply
    1. diemitdemrotenlippenstift
      7 Jahren ago

      Danke liebe Franzi! Auch für deine Erfahrungen! Anscheinend ist es also wirklich möglich, einen Hund mit Studium unter einen Hut zu bekommen 🙂 Ich zweifle nur, weil ich im Herbst wahrscheinlich umziehe 😀
      LG Julie

      Reply
      1. Franzi
        7 Jahren ago

        Ohje ja das ist natürlich stressig:/ Schon stressig genug ohne Hund 😀

        Reply

Leave a Reply

Ich akzeptiere