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Stoppt endlich die Gewalt gegen Frauen!

Heute ist der 25. November. Es ist nicht nur der Geburtstag meiner besten Freundin (alles Gute an dieser Stelle!), sondern auch der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Und dieser wichtige Tag ist nicht der einzige Grund dafür, dass ich diesen Beitrag tippe. Nein, ich schreibe diesen Beitrag, um einer mutigen Frau eine Stimme zu geben, die ansonsten vielleicht ungehört bliebe. Eine Stimme, die auch anderen Frauen Mut machen soll. Und eine Stimme, die die Männer dieser Welt auffordert, endlich die Gewalt gegen Frauen zu stoppen.

Jede könnte betroffen sein

In diesem Beitrag soll es nicht um mein eigenes Leid gehen. Ich bekam letztens eine Nachricht auf Facebook von einer mutigen Frau – nennen wir sie Anna –, die mir ihre Geschichte erzählte und mir Fotos von den Verletzungen zeigte, die ihr eigener Freund ihr nun schon zum dritten Mal zugefügt hatte. Ich muss gestehen, dass mir bei ihren Worten und diesen Fotos ganz anders wurde und ich möchte mir gar nicht vorstellen, was sie durchmachen musste, wenn es mir schon so schrecklich damit geht.

Diese Nachricht traf mich unerwartet, denn ich hatte kein enges Verhältnis zu Anna. Manchmal begegneten wir uns zufällig und wechselten ein paar nette Worte, aber dabei blieb es eigentlich auch. Ich sah nur die Fotos auf Facebook, die sie mit ihrem Partner zusammen zeigten, und auf denen sie so glücklich schien. In diesem Moment wurde mir klar: Häusliche Gewalt muss man niemandem ansehen. Es kann jeden treffen. Es könnte die beste Freundin sein, deren Freund immer so einen lieben Eindruck macht. Die Nachbarin, die einen jeden Morgen begrüßt. Oder eben jemand, der nach außen hin glücklich wirkt.

Warum man nicht „einfach geht“

Wer das Glück hat, auch hinter der rosigen Fassade eine glückliche, durch und durch liebevolle Beziehung zu führen, die auf gegenseitigem Respekt und Wertschätzung basiert, kann oftmals nicht verstehen, warum die Betroffenen von häuslicher Gewalt oft bei ihrem Partner bleiben. Sätze wie: „Ich verstehe nicht, warum du nicht einfach gehst und den Mistkerl anzeigst!“ werden oft gehört und haben bisher noch niemandem geholfen.

Ich muss auch zugeben, dass auch ich als Nicht-Betroffene Schwierigkeiten hatte, Annas Sicht der Dinge zu verstehen. Doch dann erklärte sie mir ihre Situation: Sie lebt in Scheidung, ihr Noch-Ehemann weigert sich, aus ihrem Haus auszuziehen und schlägt ihr ihre eigene Türe vor der Nase zu. Um ihre Kinder zu schützen, geht sie weiteren Streits aus dem Weg. Ihre Freunde distanzierten sich von ihr, als sie ihnen erzählte, was sie durchleben musste, weshalb sie nirgendwo anders hinkann. Sie selbst leidet unter Schuldgefühlen und schämt sich für ihre Verletzungen, obwohl sich eigentlich nur derjenige schämen sollte, der sie ihr zugefügt hat.

Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter

Dieser Beitrag soll sich nicht ausschließlich an Frauen richten, welche zuhause geschlagen werden, so wie Anna. Ich glaube, die meisten Frauen haben schon mindestens einmal Gewalt erlebt, sei es in körperlicher, sexueller, ökonomischer oder psychischer Form. Und jeder einzelne Fall ist einer zu viel. Wie viele Frauen schon Opfer sexualisierter Gewalt wurden, wurde letztens mit der #metoo-Welle eindrucksvoll bewiesen und ich wusste beim Lesen der ganzen Geschichten hinter den Hashtags nicht, ob ich stolz sein sollte, dass so viele Frauen endlich den Mut gefunden haben, offen darüber zu sprechen, oder ob es mich traurig machen sollte, dass so viele von uns diese traurigen Geheimnisse so lange mit sich herumgetragen haben. Was mich aber vor allem traurig gemacht hat, waren viele Reaktionen, vor allem von Männern, die sich darüber lustig machten oder die Geschichten relativierten. Das war die Situation, in der mir bewusst wurde, dass wir auch im ach so fortgeschrittenen 21. Jahrhundert noch lange nicht am Ziel sind und noch viel Arbeit vor uns haben.

Gewalt hat viele Gesichter, eines davon ist hässlicher und feiger als das andere. Und kein einziges davon ist zu tolerieren.

Was man selbst tun kann

Geschlagen, psychisch fertiggemacht oder bedrängt zu werden, löst in den Betroffenen ein Gefühl der Hilflosigkeit aus. Gerade Frauen denken oft, dass Männer ihnen körperlich überlegen seien und haben Angst, sich zu wehren. Da ich selber keine Expertin bin, habe ich mich an Johnny von Ridehere-Ridenow gewandt, der durch seine zahlreichen Selbstverteidigungskurse mehr Erfahrung auf dem Gebiet besitzt, und habe ihn gefragt, wie man sich am besten zur Wehr setzen oder der Situation zumindest entkommen kann.

Das Problem, das gerade bei Opfern häuslicher Gewalt sehr präsent ist, ist, so Johnny, dass die Frauen ihren Partner oftmals trotz der Gewalt lieben und ihn nicht verletzen wollen, weshalb auch ein Selbstverteidigungskurs in diesem Fall wenig zielführend ist. In diesem Fall sollte man eher daran appellieren, den Partner zu einer Therapie zu bewegen, oder die Beziehung zu beenden und aus der gemeinsamen Wohnung auszuziehen. Auch Frauenhäuser können Hilfestellung leisten.

Wie kann man anderen Betroffenen helfen?

Nachdem Anna mir ihre Geschichte erzählt hat, wusste ich zugegebenermaßen nicht, was ich tun sollte. Einerseits wollte ich ihr gerne helfen, aber andererseits wusste ich nicht, wie. Johnny gab mir den Tipp, mich bei Frauenhäusern zu informieren. Dort wurde mir gesagt, dass es absolut wichtig sei, die Betroffene zu nichts zu drängen und von Phrasen wie „Du musst ihn unter allen Umständen anzeigen!“ abzusehen. Nach einer erlebten Gewalttat, bei der sich jemand massiv über die Grenzen einer Frau hinweggesetzt hat, ist es wichtig, ihr das Gefühl zu geben, zumindest jetzt die Kontrolle zu haben. Was man als Bekannte, FreundIn oder Familienmitglied tun kann, ist, sie zu ermutigen, Hilfe anzunehmen, bei Gesprächen mit Frauenhäusern, Beratungsstellen oder der Polizei dabei zu sein und hinter ihr zu stehen, auch wenn sie Entscheidungen trifft, die man selbst nicht nachvollziehen kann.

Gewalt gegen Frauen ist noch immer ein Thema, auch wenn wir das nicht wahrhaben und am liebsten totschweigen würden. Aber solange es als Tabuthema gesehen wird, wird sich an der Situation nichts ändern. Wir leben im 21. Jahrhundert, Gewalt gegen Frauen sollte in dieser Gesellschaft keinen Platz haben. Und das kann man nur allen klarmachen, indem man das Schweigen bricht. Danke Anna, für deine Offenheit. Und danke Johnny, dass du einer von den Guten bist, die wirklich versuchen zu helfen.

Wenn jemand von euch von Gewalt betroffen ist oder jemanden kennt, der Opfer von Gewalt wurde, bitte wendet euch an die Frauenhelpline unter der Nummer 0800 222 555 (Für Deutschland: 08000 116 016)

Eure Julie,

Die mit dem roten Lippenstift

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