In Mimimi-Montag

Lächel doch mal! / Mimimi-Montag

Hallo und willkommen in einer neuen Woche! Ich hoffe, ihr hattet ein schönes Wochenende und seid dadurch gewappnet für eine neue Portion Montags-Mimimi! Ich verspreche euch hoch und heilig, dass es diesmal nicht um Politik oder Taylor Swift gehen wird. Zumindest werde ich in Bezug auf Taylor mein Bestes geben, mich zurückzuhalten. Aber eins nach dem anderen. Fangen wir mal klein an. Ich wünsche euch viel Spaß und Mitlästern ist wie immer erlaubt und erwünscht!

Menschen, die noch nie was von Mindestabstand gehört haben

Sie lauern in der Bahn, hinter uns beim Bankomaten oder an der Supermarktkassa: Diese fremden Menschen, die einem so dicht auf die Pelle rücken, dass ihr lautes Atmen sogar die Musik aus dem iPod übertönt. Diese Menschen haben noch nie was von Mindestabstand gehört und von dem Wort „Diskretion“ distanzieren sie sich mit der Ausrede, sie hätten in der Schule kein Latein gehabt.

Dass es in einer vollen U-Bahn hin und wieder mal kuschlig wird, ist klar. Diese Momente genieße ich auch, denn mehr körperliche Zuwendung bekomme ich momentan sowieso nicht. Aber an der Supermarktkassa geht es nun wirklich nicht schneller, wenn man sich einfach so dicht wie möglich an seinen Vordermann drängt und ihm nur durch sein intensives Atmen zu verstehen gibt, dass man zu Mittag Knoblauch gegessen hat. Bitte Abstand halten!

Scheinheilig Interessierte, die doch nur einen Gefallen wollen

Plötzlich taucht eine Nachricht auf dem Smartphone-Bildschirm auf. Ich freue mich, denke mir: „Oh, Nathalie hat mal wieder geschrieben, wie nett!“ Und dann öffne ich die Nachricht und lese: „Hey Julie, lange nichts mehr von dir gehört, wie geht’s dir? Was machst du immer so? Ich bin gerade beim Bachelorarbeit schreiben und bräuchte da noch paar Leute, die meine Umfrage zum Thema ‚Wie das Binnen-I mein Leben verbessert hat‘ ausfüllen. Wärst du so nett? Daaaaaanke, bist die Beeeeeste! Bussi!“

Und in solchen Momenten weiß ich, für wen WhatsApp meine geliebten Mittelfinger-Emojis eingeführt hat. Genau für solche Nathalies gibt es sie! Versteht mich nicht falsch, man darf mich natürlich um einen Gefallen bitten. Aber dann kommt verdammt noch mal gleich zum Punkt, anstatt eure Zeit ewig mit geheucheltem Interesse an meiner Person zu verschwenden. Eure Umfragen beantworte ich dennoch nicht. Kein Bock auf den Scheiß. Es sei denn, man besticht mich mit einem Spritzwein oder lässt mich eine Stunde mit seinem Welpen kuscheln. Dann eventuell schon.

Das Binnen-I

Wenn ich das Thema schon anschneide, muss ich es auch zu Ende bringen. Das leidige Binnen-I. Wer zur Hölle hat sich bitte diesen Mist ausgedacht? Es ist ja schön, wenn man Frauen in der Sprache sichtbar machen möchte. Aber muss man die Schönheit der geschriebenen Sprache wirklich auf diese Weise dafür opfern? LehrerInnen, StudentInnen – das ist doch augenkrebserregend! Noch schlimmer ist es, wenn aus den eh schon hässlichen LehrerInnen Lehrer_Innen werden. Warum können wir es nicht wie im Englischen handhaben? Da gelten auch so ziemlich alle Berufsbezeichnungen für beide Geschlechter und niemanden kratzt’s.

Außerdem gibt es in Österreich ungefähr gleich viele Frauen, die sich durch das Wort „Studenten“ diskriminiert fühlen wie Einheimische im zehnten Wiener Gemeindebezirk – und das sind tatsächlich nicht besonders viele.

Kassierer, die deine Einkäufe kommentieren

Ich erlebe es in letzter Zeit wirklich oft, dass ich einkaufen gehe und die Kassierer sich einbilden, meine Einkäufe kommentieren zu müssen. Letztens habe ich Taschentücher, eine Flasche Wein und Chips aufs Band gelegt. Und die Kassiererin sah mich an und sagte: „Oh, Wein, Taschentücher und Chips – da macht wohl jemand gerade eine Trennung durch.“

Liebe Petra, abgesehen davon, dass dich mein Liebesleben ungefähr gar nichts angeht, habe ich Taschentücher gekauft, weil ich extrem erkältet war, auf die Chips hatte ich Lust und Wein gehört zu meinen Grundnahrungsmitteln. Ich hatte also keinerlei Absicht, mich mit diesen Produkten im Bett zu verkriechen und zu heulen, sondern wollte mich nur kräftig schnäuzen, mir Transfettsäuren in die Figur ballern und meinen Männerschnupfen mit etwas Alkohol betäuben. Also kümmere dich bitte um dein eigenes nicht vorhandenes Liebesleben und lass meines in Ruhe!

Lächel doch mal!

Wenn es einen Satz gibt, der regelrechte Aggressionen in mir hervorruft, vor allem, wenn er von Fremden kommt, ist es: „Lächel doch mal!“ Halten wir eines fest: Ich lächle, wann ich will, du Fickfresse. Wenn du willst, dass ich lächle, gib mir verdammt nochmal einen Grund dazu. Rutsch eventuell auf der Straße aus und lande vor einem Bus, der nicht mehr bremsen kann, nachdem du mich mit diesem Satz belästigt hast – dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich den ganzen Tag ein Dauergrinsen vor mir her trage, sehr hoch. Siehst du dann zwar nicht mehr, aber darum ging’s ja nicht, oder?

Was mich an diesem Satz so stört, ist, dass ich ihn unangebracht und teilweise sogar übergriffig finde. Was bringt einen Menschen dazu, mir zu sagen, wann ich zu lächeln habe? Vielleicht bin ich gerade tief traurig. Oder vielleicht habe ich einfach keinen Bock zu lächeln. Ich habe mein Resting Bitch Face über Jahre perfektioniert. Teilweise hatte ich es sogar so gut drauf, dass ich im Bus stets einen Zweierplatz für mich alleine hatte, egal wie voll er war. Und das lasse ich mir garantiert nicht nehmen, nur weil es vielleicht irgendein unbedeutender Mensch schöner fände, wenn ich lächle.

So, ich fühle mich nach meinem Mimimi mal wieder so leicht, als hätte ich mir nach drei Monaten mal wieder die Beine rasiert. Schon allein dafür liebe ich diese Kategorie. Dafür, und für eure tollen Kommentare dazu. Worüber habt ihr euch letzte Woche aufgeregt? Verratet es mir gerne!

Eure Julie,

Die mit dem roten Lippenstift

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14 Comments

  1. Vroni
    6 Jahren ago

    Liebe Julie,
    Hach, ich liebe den Montag dank deines amüsanten Beitrages. 😉
    Und erneut möchte ich mich deiner Meinung anschließen – vor allem das Binnen-I nervt mich total… und ist wiedermal Thema Nr. 1, da eine Arbeit für die FH ansteht… juhuu, ich liebe es #nicht… -.-
    Menschen, die noch nie etwas von Mindestabstand etc. gehört haben, treiben mich ebenfalls zur Weißglut und ich hoffe, dass meine Einkäufe niemals kommentiert werden – denn das würde bestimmt nichts Gutes bedeuten. 😀
    Ich wünsch dir eine erfolgreiche (und dank des Feiertages hoffentlich eine recht kurze) Woche und alles Liebe! 🙂
    Vroni <3

    Reply
  2. Ava Reed
    6 Jahren ago

    Julie, du wundervolle Person!

    Ich sitze hier, lache und weine (vor Freude!)! Ich liebe deinen Sarkasmus und deine Art, Frust abzulassen. GROSSARTIG!
    >Dass es in einer vollen U-Bahn hin und wieder mal kuschlig wird, ist klar. Diese Momente genieße ich auch, denn mehr körperliche Zuwendung bekomme ich momentan sowieso nicht.< Ahahahaha!
    Ich bin Fan 😀 Übrigens: Ich hasse dieses Gedrängel auch. Ich will nicht, dass sie mir so nahe kommen. Aber egal, was ich tue, sie folgen mir. In der Schlange bei der Post, im Supermarkt. Leute, ihr werdet dadurch nicht schneller rauskommen.

    Drück dich! Ava

    Reply
    1. Julie
      6 Jahren ago

      Danke danke danke, liebe Ava <3
      Ich hätte immer gerne dieses Freistoßspray des Schiedsrichters beim Fußball, um den Leuten meinen gewünschten Abstand zeigen zu können. Vielleicht lege ich mir sowas ja mal zu^^
      Alles Liebe,
      Julie

      Reply
  3. derhilden
    6 Jahren ago

    Das Binnen-I… Ich könnte jeden, der diesen Schwachsinn benutzt, mit dem Gesicht über seine Tastatur ziehen. Wer glaubt, dass diese Vergewaltigung unserer wunderschönen Sprache die Rolle der Frau stärkt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

    Was mich heute schon aufgeregt hat: Ein gewisser Autofahrer, der einen seiner Scheinwerfer so furchtbar falsch verstellt hat, dass dieser exakt auf meinen Rückspiegel gerichtet war und mich kilometerlang geblendet hat. An einem Montag, an dem ich verschlafen hab, müde war und einen vollen Schreibtisch erwartet hab. Leider ist Gewalt in diesem Land nicht mal unter solchen Extrembedingungen erlaubt. :’D

    Reply
  4. Fellmonsterchen
    6 Jahren ago

    Kann ich alles unterschreiben, vor allem „lächel doch mal“, was zum Glück in den letzten Jahren keiner mehr zu mir gesagt hat (meine Erziehungsmaßnahmen wirken). Außerdem bist Du so herrlich böse dabei. 🙂
    LG
    Katrin

    Reply
    1. Julie
      6 Jahren ago

      Herrlich böse ist mein zweiter Vorname 😉 Danke vielmals fürs liebe Kompliment!
      LG Julie

      Reply
  5. busymamawio
    6 Jahren ago

    Liebe Julie,
    Ich lese jeden Dienstag gespannt Deine Mimimi Serie, weil ich diese direkte Art einfach so mag! Du erheiterst meinen Tag immer wieder und in so vielen Dingen kann ich dir einfach zustimmen
    Liebe Grüße
    Wio

    Reply
    1. Julie
      6 Jahren ago

      Danke liebe Wio!
      Ich freue mich total, dass dir die Serie gefällt. Ich hoffe, du magst sie auch weiterhin!
      Alles Liebe,
      Julie

      Reply
  6. Nicci Trallafitti
    6 Jahren ago

    „Ich lächle, wann ich will, du Fickfresse.“ Ich kann nicht mehr. 😀
    Ich liebe deine Beiträge einfach und habe gerade ein wenig Angst, dass ich jedes. verdammte. Mal. dasselbe hier drunter schreibe 😀
    Gerade den Punkt mit dem Lächeln kann ich super gut nachvollziehen. Ich bin auch eher der Resting Bitchface Typ und wem schade ich bitte damit?? Lächel halt selber. Ich hasse es, echt.
    Das mit dem Nähe-Distanz-Problem vieler Menschen geht mir ebenfalls extrem auf den Sack.
    Und diese Leute, die sich nur melden wenn sie was wollen auch. Aber oft schreibe ich dann auch genau sowas zurück.

    Liebe Grüße,
    Nicci <3

    Reply
    1. Julie
      6 Jahren ago

      Liebe Nicci,
      sei ganz unbesorgt, ich freue mich jedes einzelne Mal unglaublich darüber!! 😀
      Ich finde es so sympathisch, so viele Gleichgesinnte hier zu finden. Genau. Lächel halt selbst. Denk ich mir dann auch immer 😀 Tut ja echt niemandem weh, wenn ich mit meinem Resting Bitch Face durch die Gegend spaziere. Ist halt einfach bequemer so als 24/7 zu grinsen^^
      Ich beantworte solchen Leuten meist genau die Frage nach meinem Befinden und ignoriere den Rest. Meist ist es ihnen dann zu blöd, explizit nochmal zu fragen^^
      Liebe Grüße,
      Julie <3

      Reply
      1. Nicci Trallafitti
        6 Jahren ago

        Haha okay, dann bin ich beruhigt 😀

        Ein Fotograf hat mal zu mir gesagt, dass man nicht Lächeln soll (auf Fotos), denn das gibt viele Falten. 😀

        Reply
        1. Julie
          6 Jahren ago

          Stimmt auch. Und ich schau dabei auch immer aus wie ein Igel auf LSD ?

          Reply
  7. geschichtenfaenger
    6 Jahren ago

    Hachja 😀
    Toller Beitrag 🙂 Ich bin durch Nicci auf Deinen Blog gestoßen und ich klicke mich gerade mit einem fetten Grinsen durch deine Mimimis :’D Einfach zu gut 😀
    Besonders dieses Körperkontakt-Problem kenne ich nur zu gut… Ich pendle zur Uni und mit wem ich da schon kuscheln musste, will ich am liebsten wieder vergessen… -.- Besonders ätzend: Wenn ältere Leute (wie zum Beispiel ein Mittvierziger), dir zum Abschied den Arm tätschelt, auf die Schulter klopft oder sonst wie meint, dich aktiv anfassen zu müssen… Bäh!

    Das Einzige, bei dem ich nicht mit Dir übereinstimme ist das Binnen-I-Problem: Ich studiere Lehramt und wenn wir dann unsere Unterrichtsentwürfe schreiben müssen und die Dozenten keine Lust auf die Abkürzung „SuS“ (Schülerinnen und Schüler) haben, bist du ganz froh, wenn du nach dem zwanzigsten mal dann einfach mal Schülerinnen schreiben kannst 😉

    Liebe Grüße,
    Nora

    Reply
    1. Julie
      6 Jahren ago

      Hey liebe Nora, herzlich Willkommen, ich freu mich, dass du da bist!
      Tut immer gut zu hören, dass man mit dem Körperkontakt-Problem nicht alleine ist. Und es ist wirklich soooo widerlich, wenn man ungefragt angetatscht wird. Könnt ich echt immer die Krise kriegen.
      Naja, ich fände es halt generell einfacher, wenn man einfach bei „Schüler“ bleiben könnte. Ich kenne echt kaum jemanden, der sich daran wirklich und wahrhaftig stört, deshalb finde ich es einfach unnötig, die geschriebene Sprache so zu verschandeln 😉
      Liebe Grüße,
      Julie

      Reply

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