In Mimimi-Montag

Einparken ist keine Reality-Show / Der Mimimi-Montag

Wahnsinn, wie die Zeit vergeht! Schon zwei Monate gibt es dieses wundervolle Format und jede Woche frage ich mich aufs Neue, wie ich so viel Zeit vergehen lassen konnte, bis ich den Mimimi-Montag ins Leben gerufen habe. Aber besser spät als gar nicht, oder? Dann schauen wir uns mal die Aufreger der letzten Woche an, ich freue mich, dass ihr wieder dabei seid!

Menschen, die nicht „Bitte“ und „Danke“ sagen können

Ich habe einmal kurzfristig in einer Eisdiele gearbeitet – eine Erfahrung, die ich nur jedem empfehlen kann, der Menschen zu gerne mag. Nach ungefähr drei Stunden schlägt die Menschenliebe nämlich in reine Misanthropie um. Das liegt vor allem daran, dass ich während dieser Zeit in der Eisdiele festgestellt habe, dass die schwierigsten deutschen Wörter nicht „Desoxyribonukleinsäure“ und „Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung“ zu sein scheinen, sondern „Hallo“, „Bitte“ und „Danke“.

Wenn ich für jeden Kunden, der mir grußlos ein „Ich krieg Vanille im Becher“ entgegengeschleudert hat, einen Euro bekommen hätte, hätte ich nach zwei Stunden in diesem Scheißjob in Frührente gehen können. Aus diesem Grund bemühe ich mich immer, zu Kellnern und Mitarbeitern in Bäckereien, Eisdielen, etc. extrem freundlich zu sein, um ihnen zu beweisen, dass nicht alle Menschen Arschlöcher sind. Und ich bitte euch, wenn ihr das hier lest, tut das auch! Ihr macht damit einen Unterschied! Ich persönlich habe auch in der Eisdiele die Kugelgröße immer der Freundlichkeit des Kunden angepasst, aber das ist nur ein kleines, unwichtiges Detail am Rande 😉

Einkaufen in Österreich

Gerade bin ich aus Berlin zurückgekommen und als ich das erste Mal einen österreichischen Supermarkt betreten habe, hätte ich mich am liebsten wieder dorthin zurückgebeamt. Es war an einem Freitag, ich stand um 18:43 im örtlichen Eurospar, als ich die Durchsage „Liebe Kunden, unser Geschäft schließt in wenigen Minuten“ vernahm und ich dachte mir nur: Oida, dein Ernst? Ich war in den letzten Wochen sehr verwöhnt von meinem Berliner Edeka um die Ecke, der unter der Woche konsequent bis 24 Uhr geöffnet hat. Und auch, wenn mich dafür jetzt viele am liebsten lynchen würden, muss ich es einfach sagen: Ich finde das absolut geil und hätte das am liebsten auch in Österreich. Bis das passiert, wird es allerdings noch ein paar Jahrzehnte dauern, fürchte ich. Bis dahin müssen wir kurz nach Feierabend und am Samstag weiterhin kriegsähnliche Zustände in unseren Supermärkten ertragen. Wuhuu.

Ich finde aber nicht nur die Öffnungszeiten hier in Österreich, gelinde gesagt, scheiße, sondern auch das allgemeine Preisniveau. Ich kann es nicht anders sagen, ich fühle mich dezent verarscht. Vor allem bei Drogerieprodukten klafft die Schere so gewaltig auseinander wie die Beine der 15-jährigen dreifachen Teenie-Mütter auf RTL2. Liebe Freunde aus Deutschland, ich hoffe, ihr wisst, was ihr an eurem Rossmann habt! Lobet und preiset ihn!

Menschen, die einen beim Einparken beobachten

Kennt ihr die folgende Situation? Ihr sitzt im Auto, findet eine herrliche Parklücke, setzt den Blinker, schlagt das Lenkrad ein und dann… fühlt ihr euch plötzlich seltsam unwohl? Ja, ich denke, vor allem Frauen kennen das nur zu gut. Menschen auf dem Gehsteig unterbrechen auf einmal ihren Tratsch über die doofe Kollegin, nur um einem ungeniert dabei zuzusehen, wie man versucht, sein Auto in eine Parklücke zu manövrieren. Plötzlich fühlt man sich so, als würde man nicht mehr einer ganz normalen Alltagstätigkeit wie dem Einparken nachgehen, sondern nackt einen Ausdruckstanz am Stephansplatz vollführen. Absolut uncool. Ich bin nur eine Frau beim Einparken, keine Reality-Show!

„Well, I’m so international, I’m going to post everything in English“

Wir alle kennen diese Lisa, die mit 14 eine Woche in England, Amerika oder Australien verbracht hat und seitdem all ihre Facebook-Statusmeldungen auf Englisch schreibt, damit ihre “International Friends” auch wissen, dass sie sich gerade eine Tasse überteuerten Starbucks-Sirup mit ein wenig Kaffee gönnt und dass der Barista auch noch ihren Namen falsch geschrieben hat. Das betont sie mit einem Foto und einem: „OMG, look what just happened – the Starbucks guy actually thought I was called Liesa. So funny, hahahaha!” Dass in ihrem Facebook-Freundeskreis gerade mal zwei Engländer zu finden sind und der Rest aus Rattenberg, Wieselburg oder wie diese wohlklingenden Orte nicht alle heißen kommt, „doesn’t impress her much“.

Liebe Lisa, alles auf Englisch zu posten, ist nur dann sinnvoll, wenn es deine Muttersprache ist, oder wenn deine Facebookfreunde oder Follower auf Instagram wirklich zu einem großen Teil aus englischsprachigen Ländern kommen. Sonst provozierst du damit nur, dass deine Freunde aus Rattenberg und Wieselburg kollektiv die Augen über deinen Status oder deine im affektiert-falschen British English gesprochenen Instagram Stories verdrehen und sich denken: „Boah, die Oide denkt schon wieder, sie sei so international.“

Egal, ob es internationale Kuhkaff-Lisas, beschissene Öffnungszeiten oder einfach nur der gute alte generelle Menschenhass ist, der Montagshass hat uns wohl alle fest im Griff. Und wenn nicht, gebt mir bitte etwas von eurer guten Laune ab, ich kann es brauchen! Ich husche jetzt in die Uni und werde etwas fürs Leben lernen – oder auch einfach nur Inspiration für den nächsten Mimimi-Montag sammeln. Arrivederci!

Eure Julie,

Die mit dem roten Lippenstift

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11 Comments

  1. kaddi94
    6 Jahren ago

    Ich fühle mir dir, Julchen. 😀
    Besonders bei Punkt 1. Es kann doch nicht so schwer sein Danke zu sagen, oder?
    Himmel nochmal. 🙂

    Wie immer sehr unterhaltsamer Beitrag.
    Wishes, Kat
    http://sevenandstories.net/

    Reply
    1. Julie
      6 Jahren ago

      Ja, denk ich mir auch. Das sind zwei kleine Silben, die sollte doch jeder, der nicht mitm Ferrari durch die Kinderstube gedüst ist, rausbringen ?
      Vielen Dank ?

      Reply
  2. Nicci Trallafitti
    6 Jahren ago

    Hey!
    Danke mal wieder für den witzigen Start in den Montag 🙂
    Zum ersten Punkt kann ich nur sagen dass ich dann immer ein demonstratives BITTE! hinterher schmetter 😀 Egal in welcher Situation. Traurig aber wahr, aber das fängt schon bei den Kids an, die das nicht mehr können. Das merke ich täglich auf der Arbeit.

    Liebe Grüße,
    Nicci

    Reply
    1. Julie
      6 Jahren ago

      Hey Nicci,
      Ich hab zu danken für den lieben Kommentar ?
      Das mit dem demonstrativen BITTE hab ich auch das eine oder andere Mal gemacht, muss ich zugeben ? ich finde das auch total traurig und nutze deshalb jede Chance, die anderen ein wenig zu belehren ?
      Alles Liebe,
      Julie

      Reply
      1. Nicci Trallafitti
        6 Jahren ago

        Haha 😀 Gut so!

        Reply
  3. bewegend-begeistern
    6 Jahren ago

    Hallo Julia, herrlich!
    Ein Blog auf den ich mich jeden Montag freue. Herzerfrischend direkt und wahrheitsgetreu, wie ich nur bestätigen kann:
    Auch ich habe einmal, sich nicht entscheidende und unmögliches Fragende, an einem Eisstand bedient. Ist doch schwierig, sich zwischen so vielen Sorten zu entscheiden, nicht wahr? Ich hätte mir Urlaub nehmen können.
    Zum „Denglisch“ fällt mir meine wienerische Nichte ein: Immer Kussmund und die Sonne sehend, Du verstehst 😉
    Tja und zum Einparken, da ist meine Technik kabarettreif, wie sonst kommt es das sich beim Parallel Einparken, die Passanten krümmen?
    lg ingrid
    PS: Ich muss Dir gestehen, das ich ein bisserl abgekupfert hab und ab und zu einen „Mecker-Mittwoch“ veranstalte.

    Reply
    1. Julie
      6 Jahren ago

      Vielen lieben Dank!
      Bei dem Thema muss ich allerdings dazusagen, dass manche Eisdielen auch den Fehler machen, ihre Sorten nicht für alle lesbar anzuschreiben, dann könnte man sich das vorher überlegen. Aber wenn die Frage, welche Sorte man denn gerne hätte, trotz dieser Maßnahme völlig überraschend kommt, kann ich den Ärger darüber absolut verstehen ?
      LG Julie
      Und ich habe mich übrigens auch auf anderen Blogs zu diesem Tag inspirieren lassen ?

      Reply
  4. Sandra
    6 Jahren ago

    Der Mimimi-Montag gehört schon zu meinem Pflicht-Lese-Stoff! Wie immer hab ich laut losgelacht bei manchen Zeilen (den teenie-mütter-schmäh hab ich gefeiert ??) Boaaaaa und diese Leute für die nichts spannender ist, als mich beim Einparken anzuglotzen, hasse ich auch *augenroll*

    Alles Liebe, freu mich schon auf nächsten Montag!
    Sandra

    Reply
    1. Julie
      6 Jahren ago

      Oh vielen Dank liebe Sandra! Ich freu mich total, dass dir der Mimimi-Montag gefällt! ?
      Alles Liebe und hoffentlich bis zum nächsten Mal!

      Reply
  5. Sandra
    6 Jahren ago

    Meien Eltern hatten früher ein Geschäft, da kamen mal ein paar Tennies rein: „Leberkäsesemmel“ Meien Mama zu ihnen: „Geht noch mal raus, und kommt erst wieder rein, wenn ihr wisst, was ihr vergessen habt“ Die Kids verblüfft raus, diskutierten vorm Geschäft rum – kamen dann rein, haben gegrüßt und auch bitte und danke gesagt.
    …….

    Ich muß sagen, da wo ich bis jetzt im Verkauf gearbeitet habe – die Kinder und Teenies am Land sind alle erzogen, grüßen sind freundlich.

    Grüße

    Reply
    1. Julie
      6 Jahren ago

      Coole Reaktion von deiner Mutter! Genau so gehört sichs 😀
      Und schön, dass du bisher gute Erfahrungen gemacht hast! Ich muss aber auch sagen, ich habe mit den Knackern deutlich schlechtere Erfahrungen gemacht als mit den Teenies. Aber Hauptsache, sie schimpfen über die Jugend ;D
      LG Julie

      Reply

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